Frohe Ostern und ein Update zum offenen Brief

Verehrte europäische Freunde,

Am Donnerstag einigten sich die europäischen Finanzminister auf Maßnahmen von bis zu 500 Billionen Euro zur Bewältigung der gegenwärtigen Wirtschaftskrise. Das Thema Eurobonds wurde zurück an die Regierungschefs delegiert, die am 23. April im Europäischen Rat zu einer Einigung finden wollen.

Es war von entscheidender Bedeutung, dass bereits in dieser Woche ein Zeichen europäischer Solidarität gesetzt würde, und wir freuen uns, dass zumindest ein Teilkompromiss erzielt wurde. Zugleich sind wir nicht überrascht, dass noch ein längerer Weg vor uns liegt.

Eurobonds sind nicht nur europaweit derzeit im Gespräch, sondern werden auch in Deutschland von vielen Intellektuellen diskutiert. In der vergangenen Woche erschienen zahlreiche Leitartikel, Interviews, und offene Briefe mit dem Aufruf an die Regierung, ihre ablehnende Position zu überdenken. Der ehemalige Bundestagspräsident Norbert Lammert äußerte sich besonders drastisch: Merkels Position richte “längst mehr Schaden an als an ökonomischen Entlastungen zu erwarten” sei. Der britische Historiker Timothy Garton Ash, ein Unterzeichner unseres Briefes, fand optimistischere Worte. Die Krise gebe Merkel eine unverhoffte letzte Chance, als Architektin eines stärkeren Europas in die Geschichte einzugehen—vorausgesetzt, sie treffe die richtige Entscheidung zu Eurobonds.

Auch unser offener Brief erfreut sich weiterhin großer Unterstützung, mit gegenwärtig 700 Unterzeichnern und täglich vielen Dutzend neuen Unterschriften von europäischen Intellektuellen. Vor dem Treffen des Europäischen Rats hoffen wir, den Brief mit einer deutlich längeren Liste von Unterzeichnern veröffentlichen zu können als jener, die Angela Merkel am letzten Montag zugestellt wurde.

Da der Brief an Universitäten zirkulierte haben mittlerweile auch Studenten unterschrieben, sowie Freunde und Angehörige einiger Unterzeichner. Wir freuen uns über die Unterstützung von einer breiteren Öffentlichkeit und werden alle Namen unter der Liste bekannter Akademiker aufführen.

Teilen Sie sehr gern den Brief mit anderen, ob direkt oder auf sozialen Medien. Wir haben eine Webseite kreiert, wo die Möglichkeit besteht, den Brief auf englischdeutschfranzösisch und italienisch zu lesen. Die Liste von Unterzeichnern werden wir regelmäßig aktualisieren.

Sofern der Aufruf zu europäischer Solidarität nicht verklingt, bleiben wir optimistisch, dass keine Regierung positiven Reformen der EU allzu lange im Weg stehen wird. In einem Podcast mit einem weiteren britischen Historiker, Richard Evans, lernten wir kürzlich, wie 1892 eine Choleraepidemie in der vom Handel so dominierten Stadt Hamburg zu Modernisierung und Fortschritt führte. Die EU kann dies jetzt auch erreichen.

Danke an Sie alle für Ihre Unterstützung. Wie versprochen werden wir Sie über weitere Entwicklungen auf dem Laufenden halten. Bis dahin hoffen wir, dass Sie gesund bleiben und trotz der gegenwärtigen Situationen ein friedvolles Osterwochen genießen.

Mit freundlichen Grüßen

Nina & Andrea und das Team (Gian Giacomo, Felix, Jack)